Neue NABU-Aktionsgruppe "Naturnahes Gärtnern"

Erfolgreicher Gründungauftakt

Wildblumenwiese mit heimischen Wildpflanzen

Fotos: Tina Wallentin

 

Wittenberg, 05.10.2022 Reichlich bunte Blüten im Garten oder auf dem Balkon, und trotzdem kaum Bienen, Käfer oder Schmetterlinge? Wie kann das sein?

Vermutlich stimmt die Auswahl der Pflanzen nicht, um Insekten anzulocken. „Denn viele der Pflanzen sind vor allem hübsch anzusehen und nur für den Menschen gemacht. Ihre Blüten sind oft gefüllt oder bieten kaum Pollen und Nektar“, weiß Tina Wallentin zu berichten. Die Landschaftsplanerin aus Wittenberg gehört wie Kathrin Liersch aus Bad Schmiedeberg zum Gründungsduo der neuen NABU-Aktionsgruppe „Naturnahes Gärtnern“. Zum Auftakt der AG im Stadtwald samt Vortrag und Erfahrungsaustausch fand sich am Freitagabend (30. September 2022) eine erste kleine Runde interessierter Hobbygärtnerinnen zusammen.

Um die Artenvielfalt im Garten zu fördern, verwende man Wildpflanzen, also im Gebiet heimische Arten. Doch was logisch klingt, ist für Laien nicht so leicht umzusetzen. Wer hat nicht schon einmal diese kleinen Samenmischungen für Blühwiesen geschenkt bekommen oder gekauft? „Doch häufig tut man der Natur damit nichts Gutes“, klärt Tina Wallentin auf. Denn meist stammen die Saatgutmischungen aus Asien, Ungarn oder Neuseeland – sie sind damit nicht an unsere klimatischen Bedingungen und Böden angepasst, enthalten Exoten oder sterile Zuchtsorten und sind obendrein wenig nachhaltig, weil sie den Garten nur eine Saison lang erblühen lassen. Im Gegensatz dazu haben sich heimische Wildpflanzen über einen langen Zeitraum an die Natur vor Ort angepasst, samen sich selbst aus oder sind mehrjährig. Um eine sogenannte Florenverfälschung zu verhindern, sollte man zu gebietseigenen Wildpflanzen greifen.

Häufig hört man vom Insekten- und Vogelsterben, doch dem geht ein Wildpflanzensterben voraus: Vier Prozent der Arten in Deutschland sind vom Aussterben bedroht, weitere 30 Prozent gefährdet. Daneben gibt es in Deutschland erstaunliche 900.000 ha Gartenfläche, außerdem 58 Mio. Balkone und Terrassen. – Das Potential ist also riesig. Wildpflanzen bieten Tieren und ihrem Nachwuchs nicht nur Nahrung, sondern auch Schutz- und Lebensraum, Nistmaterial und Jagdgebiet.

Zusammenstellung: Tina Wallentin
Zusammenstellung: Tina Wallentin

Hobbygärtner*innen können mit der entsprechenden Wildpflanzenauswahl ein ganzjährig attraktives Nektar- und Pollenangebot für Insekten schaffen. So beginnt die Gartensaison schon im Februar mit Winterling, Hirtentäschel oder Huflattig. Im Frühjahr geht es weiter mit Schlüsselblume, Traubenhyazinthe oder Zaunwicke. Auch die Blüten vom Birnen- oder Apfelbaum und der Süßkirsche spenden wertvollen Nektar und Pollen. Etwas später blüht etwa der rote Klatschmohn, ehe Kornblume, Wiesen-Magerite, Wilde Karde und Schwarze Königskerze den Höhepunkt der Gartensaison im Juni und Juli einläuten. Wertvoll im August blühen dann noch Herbstzeitlose, Astern oder Fetthenne. September und Oktober sind übrigens ideale Monate, um Saatgut, Zwiebeln oder auch fertige Pflanzen auszubringen – zumindest, wenn man auf das Wässern mit kostbarem Trink- oder Grundwasser möglichst verzichten möchte.

Die folgenden Top-5-Wildpflanzen sind nützliche Wildbienenhelfer und äußerst pflegeleicht im Garten:

  • Natternkopf,
  • Wiesen-Witwenblume,
  • Wiesen-Flockenblume,
  • Grasnelke und
  • Dost (Wilder Majoran).

 

Natürlich gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, Wildblumenwiesen, Hochbeete oder Balkontöpfe anzureichern. Wichtig zu wissen: Der Kreis Wittenberg liegt in der Herkunftsregion Ostdeutsches Tiefland, man sollte also möglichst heimische Pflanzenarten mit gebietseigener Herkunft bei uns zu Hause einziehen lassen. Doch welche Arten sind das und wie erkennt man sie? So können Hobbygärtner*innen dank der Aktionsgruppe „Naturnahes Gärtnern“ voneinander lernen und wollen ihr Wissen mit anderen teilen. Darüber hinaus sind weitere Infoabende, Gartenerkundungen und eine Samen-Tauschbörse geplant.

 

Text: Kathrin Liersch

 

Interesse am Mitwirken in der Aktionsgruppe?

Einfach schreiben an: aktionsgruppen@nabu-wittenberg.de

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